Dienstag, 30. September 2014

Viele künftige Traumpaare bei der 4. KulturPaten-Werkstatt

Was um Himmels willen ist ein Pecha Kucha Vortrag?, fragte sich so mancher, nachdem er das Programm der 4. KulturPaten-Werkstatt durchgelesen hatte. Um 19 Uhr wusste man deutlich mehr. Da hatte man schließlich eine Dreiviertelstunde "P-cha k-cha" (denn das ist die korrekte Aussprache, wie Claudia Bleier von den Kölner KulturPaten zu Beginn der Veranstaltung aufklärte) erleben und genießen dürfen. Und das ganz entspannt und ohne die ständige Frage im Hinterkopf, wie man in den nächsten Stunden Geld verdienen könnte: "Es wird nichts verkauft. Und es wird nichts gekauft," lautete die Parole des Abends. Denn KulturPatenschaften kommen einzig und allein aufgrund gegenseitiger Wertschätzung und dem gemeinsamen Interesse an Kunst und Kultur zustande.

Traumpaar Manager - Künstler

Wie sich herausstellte, ist nicht  nur Pecha Kucha zuhörerfreundlich, dasselbe gilt auch für eine Moderationsstruktur, die sich ergibt, wenn ein Manager auf einen Künstler trifft. Das Traumpaar der Kölner Kulturpaten  - Dr. Wolfgang Hennig vom Kooperationspartner FORD, dort zuständig für den Bereich Coroporate Social Responsibility, und der bildende Künstler Ralf Witthaus, bekannt durch seine "Internationale Rasenschau",  - führten charmant durch den Abend. In knapp siebenminütigen Präsentationen à 20 Powerpointfolien und anschließenden Kurzinterviews mit den Moderatoren stellten drei Kunst- und Kulturprojekte ihre Ideen und Wünsche vor.

Wirtschaftsfaktor Freie Szene Köln

Daniel Schüßler vom Analogtheater macht den Anfang. Er präsentierte ein reichhaltiges Repertoire - vom politischen Theater im postdramatischen Zeitalter bis hin zur experimentellen Genderkomödie - seines Theaterensembles, welches in diesem Jahr übrigens 10-jähriges Jubiläum feiert. Zehn Jahre freie Szene in Köln - da bringt man sich vieles, wofür man eigentlich Profis bräuchte, selbst bei, um das eigene Überleben zu sichern. Und gleichsam als Intro für den gesamten Abend nannte Schüßler auch noch ein paar Zahlen: Die freie Theaterszene habe in Köln genauso viele Zuschauer wie Oper und Schauspiel zusammen, erhalte dafür aber nur drei Prozent der städtischen Förderung im darstellenden Bereich.Und weil man von Fördergeldern nur die Produktionskosten, nicht aber Marketing und ähnliches bezahlen darf, sucht das Ensemble dringend Unterstützung beim Umbau der Homepage, in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, aber auch in buchhalterischen Fragen.

Rom bedeutet Mensch

25 Jahre auf dem Buckel hat bereits der Rom e.V. - doch auch seine Situation ist ganz ähnlich. Viel ehrenamtliche Arbeit bei maximalem Einsatz - nach diesem Motto setzen Iris Pinkepank und ihr Team sich für die Verständigung der Rom und der Nicht-Rom in Köln ein. Rom - damit ist nicht die Hauptstadt von Italien gemeint, sondern Menschen, die sich Roma und Sinti nennen. Rom heißt Mensch. Und Romanes ist ihre Sprache, eine uralte Sprache übrigens, die eng verwandt mit dem Sanskrit ist. Pinkepank stellte ein Literaturprojekt vor, das sich mit dem Romanes beschäftigt und u.a. auch Bücher von Roma-Autoren präsentiert. Das Kulturprojekt für Völkerverständigung benötigt dringend Unterstützung in allen Social Media Bereichen, aber auch im Marketing und im Organisationsmanagement.


Künstlerischer Anspruch und organisatorisches Klein-Klein

Den Schluss der Leuchturmprojekte machte der Fotoraum Köln - ein Projekt-und Ausstellungsraum, der in Köln-Lindenthal angesiedelt ist. Dort, so Bernadette Janssen, eine der sieben Fotoraum-Fotografinnen, gäbe es sonst nicht viel, deshalb sei der Fotoraum immer sehr gut besucht. Sie zeigte beeindruckende Fotoarbeiten der Künstler, schilderte anschaulich die Arbeit zwischen künstlerischen Anspruch, Netzwerkarbeit und interdisziplinären Experimenten auf der einen und organisatorischem Klein-Klein auf der anderen Seite. Der Fotoraum, bisher Gbr, will nun ein Verein werden, weil sich der Status besser bei Anträgen eignet. Die sechs Fotografinnen und ein Fotograf suchen Unterstützung in eigentlich allen Bereichen, vor allem aber juristischen und steuerberaterischen Beistand bei der Vereinsgründung.

Bildschirm, Charme und Infomaterial

Im inoffiziellen Teil des Abends kamen fünf weitere vielversprechende Künstler und Kunstprojekte ins Spiel. Ohne Beamer und öffentliche Redezeit, aber mit viel Charme, Infomaterial und Sendungsbewusstsein brachten sie ihre Konzepte unters Volk und ernteten viel Zuspruch. Die Fotografin Anja Schlamann brachte ihr Fotoprojekt über die Kölner Oper "Enchanto" mit. Das FreiRAUM Ensemble stellte seine neueste Performanceproduktion "euphOria" vor, die im "Freistatt Odonien" gezeigt wird. Daniel Hoernemann war als Vertreter von Barnes Crossing da, einem selbstverwalteten Netzwerk im Bereich TanzPerformanceKunst. Ina Froitzheim, freie Künstlerin und Fotografin, zeigte ihre Pillendiven - Blumen, die aus Medikamenten geschaffen und abfotografiert sind. Maria Faust und Georg Leister brachten einen Fernseher mit - das Zeitgeist Entertainment plant eine multimediale Theatershow namens "The Game".

Viel Bewegung im Atelier von Julja Schneider

Detaillierte Hinweise auf die einzelnen Projekte finden Sie unter www.koelnerkulturpaten.de/offene-projekte.html. Dort erfahren Sie auch, welche Unterstützung genau benötigt wird.

Bei sensationellem Fingerfood (für das Catering war KUNZ-MAHL verantwortlich), Wein, Kölsch und Wasser war sehr viel Bewegung im wunderschönen Atelier von Gastgeberin Julja Schneider zu beobachten. Irgendwann muss mindestens jede mal mit jedem gesprochen haben, Visitenkarten wurden ausgetauscht und Einladungen ausgesprochen  - erst ab dreiundzwanzig Uhr leerte sich das Atelier sukzessive.

So entstehen Kulturpatenschaften

Was müssen künftige Kulturpaten nun tun? Unternehmen, die bereits Kontakt aufgenommen haben, können sich einfach mit "ihren" Künstlern treffen und besprechen, wie die Zusammenarbeit aussehen könnte. Bitte teilen Sie auch den Kulturpaten mit, welche Vereinbarungen getroffen werden. Auf Wunsch ist Claudia Bleier beim Erstgespräch sehr gerne dabei und berät künftige Paten und "Patenkind" eingehend. Sie steht auch während der Patenschaft beratend zur Verfügung. Die offizielle Kulturpatenschaft wird in einer formlosen, von beiden Seiten unterschriebenen Vereinbarung begründet. Dort steht dann möglichst detailliert, was das gemeinsame Kulturpatenprojekt beinhaltet und über welchen Zeitraum die Zusammenarbeit laufen soll.

Die 4. KulturPaten-Werkstatt 2014 wurde gefördert von











(Claudia Bleier) 

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